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Umweltbewusstsein in Deutschland 2014

"Die aktuelle Studie zum Umweltbewusstsein liefert wichtige Erkenntnisse zur gesellschaftlichen Verankerung des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes in Deutschland. Erstmals seit dem Jahr 1996 fand sie als repräsentative Onlinebefragung statt. Diese moderne Art der Befragung ermöglicht eine noch gezieltere Meinungsforschung. Es zeigt sich, dass die Befragten in der Onlinestichprobe den Herausforderungen des Umweltschutzes einen größeren Stellenwert beimessen als bei persönlichen Interviews. Eine weitere wichtige Neuerung der Befragung betrifft die Erweiterung des Teilnehmerkreises der Befragung: 2014 wurde erstmals die Altersgruppe zwischen 14 und 17 Jahren in die Untersuchung einbezogen, um auch Einsichten in die umweltrelevanten Einstellungen und Verhaltensbereitschaften von Jugendlichen zu erhalten. Als wichtigstes Ergebnis zeigt sich, dass umweltpolitischen Zielen stärker als früher eine übergeordnete strategische Relevanz in allen zentralen Politikbereichen zugeschrieben wird. So hielten es noch im Jahr 2010 die Befragten mehrheitlich für notwendig, den Umwelt- und Klimaschutz gegenüber politischen Aufgabenfeldern wie „Wohlstand sichern“ und „Arbeitsplätze schaffen“ einzuschränken. 2012 waren bereits 40 Prozent der Meinung, dass ein anspruchsvoller Umwelt- und Klimaschutz für die Bewältigung von Zukunftsaufgaben wie die Globalisierung nötig sei. Die Repräsentativbefragung 2014 zeigt nun deutlich einen weiteren Bedeutungszuwachs der Umweltpolitik: Knapp die Hälfte aller Befragten hält Umwelt- und Klimaschutz für eine grundlegende Bedingung, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern und Arbeitsplätze zu schaffen. Für etwas mehr als die Hälfte ist dies auch zur Sicherung von Wohlstand zutreffend. Vorwort von Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes Vorwort 9 Mit Blick auf die Globalisierung geben inzwischen sogar fast zwei Drittel an, dass Umwelt- und Klimaschutz hierfür von fundamentaler Bedeutung sind. Die Menschen in Deutschland entwickeln also zunehmend ein Bewusstsein dafür, dass der Schutz von Umwelt und Klima eine Querschnittsaufgabe darstellt, die integraler Bestandteil bei der Lösung aller politischen Aufgaben sein sollte. Einzig wenn es darum geht, für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen, spricht sich eine deutliche Mehrheit weiterhin dafür aus, dass hier Umwelt- und Klimaschutz Kompromisse eingehen müssten oder dass hier zunächst Fortschritte nötig sind, bevor Umwelt- und Klimaschutz möglich sind. Deshalb ist besonderes Augenmerk auf Fragen der sozialen Gerechtigkeit zu richten, die aus Sicht der Bevölkerung nicht nachrangig behandelt werden dürfen. Das gilt für die Gegenwart, aber erst recht für die Zukunft: So zeigen sich mit Blick auf die Lebensbedingungen nachfolgender Generationen fast drei Viertel der Befragten beunruhigt, wenn sie daran denken, in welchen Umweltverhältnissen unsere Kinder und Enkelkinder wahrscheinlich leben müssen. Und sogar 86 Prozent meinen, dass wir durch unsere Lebensweise für viele Umweltprobleme auch in ärmeren Ländern verantwortlich sind. Insgesamt zeigen diese und weitere Ergebnisse, dass die Bevölkerung ein „Weiter-so“ als langfristig nicht tragbar erachtet. Fast drei Viertel der Befragten macht sich Sorgen, dass die Grenzen des Wirtschaftswachstums schon bald erreicht sein könnten. Allerdings äußerten viele Menschen auch eine gewisse Ratlosigkeit bezüglich der Frage, wie die in Deutschland von der großen Mehrheit erreichte Lebensqualität ohne weiteres Wachstum gehalten werden könnte. Schon jetzt finden sozial-ökologische Innovationen in den Lebensstilen wie verkehrsberuhigte Städte, vermehrtes Tauschen und Leihen oder fleischarme Ernährung die Zustimmung deutlicher Mehrheiten. Anknüpfen lässt sich dabei auch an das steigende Interesse an nachhaltigen Konsumalternativen: Zum Beispiel kauft weit über ein Drittel der Befragten nach eigener Aussage häufig Fisch aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen. Das entspricht auch den realen Marktdaten. Während die Bereitschaft zum Kauf energieeffizienter Geräte von 65 Prozent in 2010 auf 52 Prozent der Befragten in 2012 zurückgegangen war, liegt 2014 der Anteil derjenigen, die angeben beim Kauf von Haushaltsgeräten immer oder häufig auf Energieeffizienz zu achten, nun sogar bei 71 Prozent. Auch der Bezug von Ökostrom erfreut sich weiterhin steigender Beliebtheit: 39 Prozent der Befragten geben an, damit bereits Erfahrungen gesammelt zu haben und fast alle von ihnen sagen auch, dies in Zukunft wieder tun zu wollen. Andere grüne Konsumalternativen scheinen dagegen weiterhin ein Nischendasein zu fristen, so etwa ökologische Bekleidung oder Geldanlagen. Genauere Gründe für solche Trends und Differenzen wird der sozialwissenschaftliche Abschlussbericht der Studie darlegen, dessen Veröffentlichung für das Frühjahr 2015 geplant ist." 

Quelle: Vorwort von  Maria Krautzberger, Umweltbundesamt

http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbewusstsein-in-deutschland-2014